Von Mihla nach China – eine neue Herausforderung als Expat

Florian Hödt arbeitet seit neun Jahren bei Fresenius Kabi. Im Januar 2018 startete er sein Abenteuer als Expat in Nanchang/China. Wie es dazu kam, was er bislang dort erlebt hat und warum es in einer Bank alle auf ihn abgesehen hatten, hat er uns in einem Interview erzählt.
Florian, wie bist du zu Fresenius Kabi gekommen?
Ich habe zunächst von 2009 bis 2012 in Kooperation mit Fresenius ein duales Studium im Bereich Mechatronik und Automation an der Berufsakademie in Eisenach absolviert und bin danach direkt übernommen worden. Seitdem bin ich im Fachbereich Strategic Project Manufacturing Europa/Asien-Pazifik tätig, welcher zum Bereich Medical Devices bei Fresenius Kabi gehört. Mittlerweile arbeite ich dort als Project Engineer.
Was sind deine Tätigkeiten in Deutschland?
Wir betreuen ein Insourcing Projekt von einem externen Lieferanten zum Fresenius Kabi Standort Mihla. Meine Aufgabe ist dabei, den Projektleiter als Projektkoordinator zu unterstützen. Zusätzlich betreue ich die Belieferung von Produktionsequipment an die Standorte nach Polen und China. In einem Satz könnte man sagen, dass ich in den letzten fünf Jahren zum einen neues Produktionsequipment beschafft sowie auch die technische Betreuung dafür durchgeführt habe.
Was macht dir besonders Spaß an deinem Beruf?
Besonders Spaß an meinem Beruf macht mir die Dynamik, die das Geschäftsfeld Medical Devices mitbringt. Monotonie gibt es bei mir nicht. Ich stehe jeden Tag neuen Herausforderungen gegenüber und bekomme dadurch einen guten Einblick in die unterschiedlichen Abteilungen. Das heißt, ich arbeite zum Beispiel mit der Produktionsplanung, der Produktion an sich, der Instandhaltung und mit dem Supply Chain Management zusammen.
Mich reizt die Herausforderung, in einem anderen Kulturkreis zu arbeiten, um meinen Horizont zu erweitern.
Bist du während deiner Tätigkeit schon mal ins Ausland gereist?
In den letzten Jahren bin ich viel innerhalb unseres Produktionsnetzwerkes gereist, um meine Projekte zu betreuen. Dabei war ich in Polen, China, Tunesien und in der Dominikanischen Republik. Von 2015 bis 2016 hatte ich einen festen Arbeitssitz an unserem polnischen Produktionsstandort.
Seit Anfang Januar bist du für drei Jahre in China. Wo genau bist du und wie kam es dazu?
Genau, ich bin derzeit in Nanchang, Provinz Jiangxi. Wie es dazu kam, ist eigentlich eine lustige Geschichte. Es war mehr oder weniger eine Diskussion „zwischen Tür und Angel“. Ich erkundigte mich im Personalbüro nach Möglichkeiten, mich innerhalb von Fresenius Kabi weiterzuentwickeln, das Ausland war für mich dabei durchaus auch eine Option. Dann kam eins zum anderen: Etwa eine Woche später saß ich mit dem Global Operations Manager und unserer Personalabteilung zusammen und mir wurde das Angebot unterbreitet. Nach reiflicher Überlegung diesen Schritt zu wagen, habe ich zeitnah die Zusage gegeben und gut drei Monate später sollte es dann schon losgehen.
Kanntest du bereits jemanden von den chinesischen Kollegen?
Ja, durch meine vorherigen Projekte und Aufenthalte am Standort hatte ich bereits recht viele Kontakte zu den chinesischen Arbeitskollegen knüpfen können. Durch Weiterbildungen und Trainings sind auch ab und zu chinesische Kollegen an deutschen Standorten, die teilweise auch von mir betreut wurden.
Was reizt dich an dem Wechsel in ein anderes Land?
Mich reizt die Herausforderung, in einem anderen Kulturkreis zu arbeiten, um meinen Horizont zu erweitern. Ich bin der Meinung, dass die Arbeit in China nicht vergleichbar mit der in Deutschland ist. Das finde ich sehr spannend.
Was musstest du vor deiner Abreise beruflich wie auch privat alles organisieren?
Grundsätzlich hat Fresenius Kabi viel Erfahrung mit Entsendungen, weshalb die Vorbereitungen von Firmenseite her sehr gut waren. Ich wurde gut beraten und jederzeit unterstützt. Fresenius Kabi hat mir viele Angelegenheiten abgenommen. So war es mir auch weiterhin möglich, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Beruflich musste ich also kaum etwas organisieren.
Privat leistet Fresenius Kabi auch sehr viel Unterstützung. Zum Beispiel wurde das Umzugsunternehmen ausgesucht und angefragt. Ich hatte nur noch die Aufgabe, einen Termin für den Umzug zu vereinbaren. Natürlich musste ich meine Wohnung kündigen, Besichtigungstermine vereinbaren und habe mein Auto verkauft. Die größte Herausforderung war allerdings, mein Leben in Deutschland aufzugeben. Als ich mich in Deutschland beim Einwohnermeldeamt abmeldete und mich bei meiner Familie und Freunden verabschiedete, fühlte es sich erst einmal merkwürdig an.
Spricht du Chinesisch oder wirst du versuchen die Sprache zu lernen?
Nein, zurzeit spreche ich noch kein Chinesisch, habe aber auf alle Fälle vor, die Basics der Sprache zu erlernen, um mich privat als auch beruflich – zumindest etwas – verständigen zu können. Ich glaube, die Schriftzeichen kann ich in den drei Jahren nicht erlernen. Mein Ziel ist es jedoch, verbal mit den Menschen dort kommunizieren zu können. In der Firma gibt es einen englischsprachigen Lehrer, der mir Chinesisch beibringen wird.
Wie waren die ersten Tage in China?
Viel kälter als ich dachte. Zum Glück hatte ich noch meine Winterjacke aus Deutschland im Gepäck. Außerdem verbrachte ich sehr viel Zeit bei verschiedenen Behörden, um meine finale Arbeitserlaubnis einzuholen. Ich habe dabei zum Glück viel Unterstützung von meinen Arbeitskollegen erhalten. Sie sind alle sehr freundlich und haben mir vom ersten Tag an das Gefühl gegeben, dass ich willkommen bin. Ich kann bei Fragen oder sonstigen Anliegen jederzeit auf sie zukommen. Ein paar Kollegen kannte ich ja teilweise schon aus vorherigen Projekten in China.
Konntest du dich bereits mit der neuen Kultur und Mentalität vertraut machen?
Nanchang ist mit einer Einwohnerzahl von etwa fünf Millionen sehr groß und ich bin noch dabei mich einzuleben. Zwischen dem 16. und 22. Februar war das chinesische Neujahrsfest, ich freue mich sehr dieses Event „live und in Farbe“ miterlebt zu haben. Beim chinesischen Kalenderwechsel kommen die Familien zusammen, es gibt gutes Essen und es werden Geschenke vergeben. Am Abend wird ein Feuerwerk veranstaltet. In dieser Zeit hatte ich Urlaub, und meine Arbeitskollegen waren so nett und haben mich sogar mit zu ihren Familien genommen.

Was unternimmst du in deiner Freizeit?
Bis jetzt bin ich noch dabei, die Gegend zu erkunden. Die Stadt ist so groß, da muss ich mich erst einmal orientieren und schauen, wo ich etwas einkaufen kann, wo es die Möglichkeit gibt essen zu gehen und wo eine Bank ist – einfach alles, was man so braucht, um seinen Alltag zu managen.
Was sind deine neuen Tätigkeiten in China?
Ich leite das Technology Department am Standort in Nanchang. Meine Abteilung besteht aus drei Teamleitern, die direkt an mich berichten, und diese haben noch einmal ihre eigenen Mitarbeiter. Sämtliche technischen Projekte oder Verbesserungen, die am Standort umgesetzt werden müssen, werden durch mein Team betreut. Zusätzlich bewältigen wir das Tagesgeschäft. Dazu gehört die Wartung und Reparatur der Anlagen.
Was war dein größter Kulturschock?
Ich hatte noch kein chinesisches Bargeld und musste ein Konto eröffnen sowie meine vorhandenen Euros umtauschen. Als ich die Bank betrat, sah diese ganz anders aus als in Deutschland. Ich war es gewohnt, dass jeder Berater sein eigenes Büro hat und die Kunden nacheinander aufgerufen werden. In den chinesischen Banken gibt es eine Art Schalter, weshalb die Diskretion nicht so hoch ist. Als ich meine Euro-Scheine herausholte, kamen viele Bankkunden direkt auf mich zu, da sie noch nie Euros gesehen hatten und sie bestaunen wollten.
Beruflich hat mich durch meine vorherigen Aufenthalte in China nichts wirklich überrascht. Ich kenne die Arbeitsweise der Chinesen recht gut. Die Herangehensweise ist eben einfach eine andere.