Timo Emrich ist Vice President Business and Corporate Services bei Fresenius Digital Technologies. Was sind die Herausforderungen in der IT in einem globalen Gesundheitskonzern und wie sieht sein Arbeitsalltag aus? Im Interview gibt Timo Einblicke in seinen Job und erklärt, warum er seit 20 Jahren bei Fresenius ist.
Auf meiner Visitenkarte steht Vice President Business and Corporate Services. Wir gehören zum Bereich Application Operations bei Fresenius Digital Technologies, dem IT-Dienstleister des Fresenius-Konzerns. Mein Team kümmert sich um Systeme, die nicht SAP sind, also in erster Linie Standard- und Corporate-Anwendungen. Wir stellen Kollaborationslösungen, Analytics- und Reporting-Lösungen sowie moderne HR-Software bereit. Ein Fokus liegt auf dem Betrieb und der Weiterentwicklung dieser Systeme. Wir arbeiten dabei eng mit global aufgestellten Dienstleistern zusammen, um kosteneffizient und flexibel zu sein.
Beispielsweise kümmern wir uns um Business Intelligence, also darum, dass Reportinglösungen und -daten bereitgestellt werden. Ein anderes Team betreibt Produktivitätslösungen wie Projektmanagementtools und stellt Anwendungen beispielsweise auf SharePoint-Basis bereit. Die Webseiten des Konzerns laufen auf unseren Systemen und wir betreuen die Intranets FRED und das Fresenius Kabi Intranet. Wir steuern den externen Dienstleister, kümmern uns um das Servicemanagement und entwickeln Systeme weiter. Aktuell ist einer unserer Schwerpunkte die Implementierung von Workday als zentrales HR-System für den gesamten Konzern zu unterstützen. Dabei arbeiten wir eng mit der HR-Abteilung und externen Dienstleistern zusammen.
Ich habe von 2000 bis 2003 ein duales Studium der Informatik bei der Deutschen Bank gemacht und dort anschließend als Software-Entwickler und -Architekt gearbeitet. 2005 bin ich dann zu Fresenius gewechselt. Ein Bekannter hatte mich darauf aufmerksam gemacht, dass Fresenius jemanden mit genau meinem Skillset suchte – jemanden, der sich mit Softwareentwicklung und Webtechnologien auskennt, aber auch Projekte managen und Dienstleister steuern kann. So bin ich bei der damaligen Fresenius Netcare gelandet und habe seitdem fast alle Bereiche durchlaufen – von der Infrastruktur über verschiedene Führungspositionen bis hin zu meiner jetzigen Rolle.
Mein Tag beginnt entweder im Homeoffice oder im Büro in Bad Homburg, nachdem die Kinder aus dem Haus sind. Als erstes checke ich E-Mails und Teams-Nachrichten, um zu sehen, ob es irgendwas gibt, dass meine sofortige Aufmerksamkeit verlangt. Da wir für eine Betriebsorganisation verantwortlich sind, kann es immer zu Systemausfällen kommen, die schnelles Handeln erfordern. Danach habe ich meist viele Meetings – so ist das eben, wenn man in einem internationalen Team arbeitet. Wir sind auf verschiedene Standorte in Deutschland und in Spanien, Polen, Indien und Großbritannien verteilt.
Besonders spannend finde ich die Vielfalt der Themen und die ständige Weiterentwicklung der IT-Landschaft bei Fresenius. Wir haben in den letzten Jahren eine starke Internationalisierung erlebt. Auch die Zusammenarbeit mit Dienstleistern bringt uns auf ein neues Level. Früher haben wir vieles selbst gemacht, heute haben wir zum Beispiel einen 24/7-Support über den externen Dienstleister. Es ist faszinierend zu sehen, wie sich der Reifegrad der IT-Organisation in den letzten 20 Jahren entwickelt hat. Außerdem mag ich es, neue Technologien einzuführen und zu sehen, wie sie das Unternehmen voranbringen. Eine ständige Herausforderung ist es, die richtige Balance zwischen Innovation und der Aufrechterhaltung stabiler Services für das Business zu finden.
Wir haben eine hohe technologische Expertise im Team und viele Mitarbeitende mit langjähriger Erfahrung, die unsere Systeme in- und auswendig kennen. Solches Personal findet man heute am Markt kaum noch. Gleichzeitig haben wir einen richtig guten Teamzusammenhalt, das hat sich in unserem letzten Engagement Survey gezeigt, da konnten wir uns nochmal deutlich steigern in Sachen Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Ich bin wirklich stolz auf mein Team. Das ist das A und O: Ohne dieses funktionierende Team mit den passenden Kompetenzen würde es einfach nicht laufen.
Ich würde sagen: Es wird hier nie langweilig! In den 20 Jahren, die ich hier bin, gab es keinen Punkt, an dem ich dachte „Das ist ja immer das Gleiche“. Es verändert sich ständig etwas, es kommen neue Themen, neue Ideen, neue Technologien. Wir haben eine Phase starken Wachstums hinter uns und jetzt diverse Umstrukturierungen. Das macht es zu einem sehr interessanten Arbeitsumfeld. Die Internationalisierung bietet spannende Möglichkeiten, auch mal ins Ausland zu gehen. Um bei uns mitzuarbeiten ist ein technischer Background hilfreich, weil es einfach das Steuern von Dienstleistern vereinfacht, wenn man deren Sprache spricht. Qualitätsbewusstsein ist auch wichtig – schließlich haben wir mit unserer Kundschaft im Konzern langjährige Beziehungen. Da muss man durchhalten können, auch wenn vielleicht einmal nicht alles optimal läuft.
Mich macht stolz, dass wir verlässliche Services für unsere Kundschaft liefern. Auch wenn wir nicht direkt in der Wertschöpfungskette beteiligt sind, so sorgen wir im Hintergrund dafür, dass alles reibungslos läuft und unser Business arbeiten kann. Ein konkretes Beispiel ist die Einführung des schon erwähnten zentralen HR-Systems Workday. Das ist ein riesiger Schritt für Fresenius. Wir kümmern uns auch aktiv darum, alte Systeme abzuschalten, Doppelstrukturen abzubauen und Systeme zu modernisieren. Das sind wichtige Aufgaben, die vielleicht nach außen nicht so sichtbar sind, aber einen großen Einfluss haben. Und ich persönlich finde es einfach generell sinnstiftend, in der Healthcare-Industrie zu arbeiten – und nicht etwa in einem Rüstungskonzern oder ähnlichem.
Danke dir für das Gespräch Timo!