„Wir verstehen uns manchmal sogar ohne Worte.“
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„Von normal hörend bis zur Taubheit – ich habe alles selbst erlebt.”

In der neuen Helios Hörklinik Oberbayern im Helios Klinikum München West bietet Dr. Veronika Wolter Menschen mit Hörschädigungen eine erste Anlaufstelle. „Ich weiß, wie herausfordernd das Leben mit einer Schwerhörigkeit ist, denn ich bin selbst ertaubt und trage zwei Implantate. Von normal hörend bis zur Taubheit – ich habe alles selbst erlebt“, erklärt Wolter.

Die Ärztin erkrankte im Alter von neun Jahren an einer Hirnhautentzündung, die zunächst zu einer mittelschweren führte. Später wurde daraus dann eine hochgradige und an Taubheit grenzende Hörschädigung. Durch ein Cochlea-Implantat hat Wolter ihr Hörvermögen zurückerlangt. Heute zählt die Mutter von zwei Kindern zu den renommiertesten Fachleuten für künstliche Hörprothesen. Veronika Wolter ist nicht nur Deutschlands erste gehörlose Chefärztin in einem Akutkrankenhaus, sondern auch weltweit die bislang einzige gehörlose HNO-Chefärztin.

Ihr Leben war bis dahin nicht immer leicht gewesen: In der Schule wurde sie von den Mitschülerinnen und -schülern systematisch ausgegrenzt und auch ihre Lehrkräfte meinten, sie hätte an einer normalen Schule nichts zu suchen. Am liebsten hätten sie das Mädchen auf eine Gehörlosenschule geschickt. „Darunter konnte ich mir damals überhaupt nichts vorstellen. Das war mir völlig fremd und klang für mich wie eine Drohung“, erinnert sich Wolter. „Es war wirklich keine schöne Zeit, in der ich mich oft sehr einsam gefühlt habe“, so die Ärztin. Auch an der Universität begegnete man ihr mit Skepsis: „Wie soll das mit einem Stethoskop funktionieren?“, fragte einer der Dozenten. „Das können Sie vergessen, dass Sie als Hörbehinderte jemals operieren dürfen“, behauptete ein anderer.

„Die Implantate waren eine echte Erlösung und haben mein Leben unglaublich positiv verändert.”
Dr. Veronika Wolter ist erleichtert, endlich wieder hören zu können

Durch die vielen Demütigungen und Hürden entwickelte Wolter eine Jetzt-erst-recht-Haltung. Auch ihre Eltern standen immer hinter hier und waren eine große Stütze. Doch 2005 kam der Befreiungsschlag: In dem Jahr bekam die junge Medizinstudentin als weltweit dritte Patientin das neuartige, voll implantierbare Carina-System eingesetzt, eine Art Vorstufe der heutigen Implantate. Vier Jahre später folgte dann ein Cochlea-Implantat, das einzige medizinische System, mit dem ausgefallene Nervenzellen erfolgreich ersetzt werden können. Ein Cochlea-Implantat ist ein künstliches, operativ eingesetztes Innenohr. Es besteht aus zwei Komponenten: Eine wird mittels Operation in den Knochen hinter dem Ohr implantiert, die zweite wird von außen aufgesetzt.

Das Implantat kann die Funktion geschädigter Haarzellen im Innenohr ersetzen. Mit einem Cochlea-Implantat hört man über den in der Regel gesunden Hörnerv. Ein Hörgerät verstärkt im Gegensatz dazu nur den Schall, um so die bereits stark geschädigten Haarzellen zu stimulieren. Ob der Hörnerv intakt ist und ob der Patient für eine neue Innenohrprothese geeignet ist, lässt sich durch eine gründliche Diagnostik im Vorfeld der Operation genau feststellen.

Dass die junge HNO-Ärztin selbst gehörlos ist, kann man weder sehen noch hören

In gängigen Hör- und Sprachtests lassen sich mittlerweile die gleichen Ergebnisse wie bei einem hörgesunden Menschen erzielen. Bei normaler Sprachlautstärke von 65 Dezibel verstehen viele Patientinnen und Patienten heute jedes gesprochene Wort. Trotzdem gibt es noch Situationen, in denen Normalhörende überlegen sein können – etwa in geräuschvoller Umgebung wie in einem Restaurant oder am Flughafen. Hier kann der Einsatz zusätzlicher Hilfsmittel sinnvoll sein. Veronika Wolter selbst telefoniert zum Beispiel gern über den Audiostream. Dabei hilft ein im externen Gerät integrierter Empfänger. Dieser ermöglicht ein glasklares und deutliches Telefonat – selbst bei Nebengeräuschen. Das Sprachsignal wird dabei auf beide Ohren drahtlos und unsichtbar übertragen.

Wer nicht weiß, dass Dr. Veronika Wolter gehörlos ist, kann das weder hören noch auf den ersten Blick sehen. „Ich bin postlingual ertaubt, konnte also vorher schon normal hören und sprechen“, erklärt sie. „Deshalb hört man es mir nicht an. Außerdem höre ich dank meiner Hörprothesen wieder hervorragend. Die äußeren Komponenten der Implantate – das sind die Prozessoren, die nur so groß wie das Ende eines Brillenbügels sind und die Sendespule – kann ich, wenn ich möchte, unter meinen Haaren verstecken. Die Implantate waren eine echte Erlösung und haben mein Leben unglaublich positiv verändert.“

Als Betroffene hat sie einen besonderen Draht zu ihren Patientinnen und Patienten. Sie kennt viele der Schwierigkeiten, Ängste und Sorgen, aber auch deren Hoffnungen und Wünsche. „Wir verstehen uns manchmal sogar ohne Worte.“

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