Auf der Stroke Unit treffen Akutsituationen, Dankbarkeit und kleine Fortschritte aufeinander. Sophie hat die Weiterbildung zur Stroke Nurse absolviert und gibt uns einen Einblick in die Verantwortung, Aufgaben und die Bedeutung der spezialisierten Pflege in der Schlaganfallversorgung.
Sophie hat ihre berufliche Laufbahn 2017 mit der Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin am Helios Klinikum Aue begonnen. Schon während ihrer Praxiseinsätze begeisterte sie die Arbeit auf der Stroke Unit – eine spezialisierte Station, auf der Schlaganfallpatient:innen in der Akutphase betreut werden. Nach dem erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung blieb sie dem Klinikum treu. 2023 folgte die Weiterbildung zur Praxisanleiterin und 2025 schloss sie ihre Weiterbildung zur Stroke Nurse ab. Wir haben mit ihr über ihren Arbeitsalltag geredet, bei dem spezialisierte Pflege, Akutsituationen und ein großes Maß an Empathie aufeinandertreffen.
Die Arbeit auf der Stroke Unit ist etwas ganz Besonderes, weil hier Fachwissen, Themenarbeit und Menschlichkeit vereint werden. Jeder Schlaganfall ist anders. Dabei beeindruckt mich immer wieder, wie entscheidend unsere pflegerische Arbeit ist, vor allem für den Verlauf der Erkrankung. Die Weiterbildung war für mich ein wichtiger Schritt, um mein Wissen zu vertiefen und die Patient:innen in der Akutphase noch gezielter begleiten zu können.
Dazu gehört die spezialisierte Beobachtung und Pflege der Schlaganfallpatient:innen in der Akutphase, die Durchführung und Überwachung von diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen sowie die enge Zusammenarbeit mit dem ärztlichen und therapeutischen Team. Ein wichtiger Teil ist auch die Begleitung der Patient:innen und der Angehörigen in dieser schwierigen Zeit.
Die Weiterbildung zur Stroke Nurse dauert rund ein halbes Jahr und gliedert sich in einen theoretischen und einen praktischen Teil. Der Fokus liegt auf der Pflege und verschiedenen pflegerischen Konzepten wie Bobath und Kinästhetik. Neben 40 Stunden Praktikum auf einer zertifizierten Stroke Unit gibt es viele praxisnahe Unterrichtseinheiten, in denen Theorie und Praxis eng miteinander verknüpft sind.
Bobath-Konzept:
Ein pflegerisch-therapeutischer Ansatz für Menschen mit neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfall. Ziel ist es, Bewegungen gezielt anzubahnen, die Wahrnehmung und Kontrolle der betroffenen Körperseite zu verbessern und so die Selbstständigkeit Schritt für Schritt zu fördern. Jede Pflegehandlung, vom Umlagern bis zum Ankleiden, wird dabei therapeutisch genutzt.
Kinästhetik:
Ein Konzept zur bewussten Gestaltung von Bewegung. Pflegende begleiten Patient:innen so, dass sie Bewegungen möglichst selbst ausführen können. Das stärkt Mobilität und Körperwahrnehmung, unterstützt die Rehabilitation und entlastet gleichzeitig die Pflegekraft.
Für mich ist die wichtigste Eigenschaft Empathie. Viele Menschen erleben den Schlaganfall völlig unerwartet. Sie werden aus ihrem selbstständigen Leben herausgerissen und sind plötzlich in verschiedenen Schweregraden auf Hilfe angewiesen. Das ist natürlich mit Angst und Unsicherheiten verbunden. Genau deswegen braucht es aus meiner Sicht nicht nur die fachliche Kompetenz, sondern vor allem Einfühlungsvermögen, Geduld und Wertschätzung. Auch der Teamgeist spielt eine wichtige Rolle, denn nur, wenn wir im Team gut zusammenarbeiten, können wir unseren Patient:innen die bestmögliche Betreuung und Sicherheit bieten.
Unser Team besteht aus Pflegekräften, Ärzt:innen und Therapeut:innen aus der Logopädie, Physiotherapie und Ergotherapie. Es finden auch immer wieder gemeinsame Übergaben statt, in denen wir uns untereinander austauschen und die weiteren Ziele für jede:n Patient:in vereinbaren.
Es gibt viele Situationen, die einen prägen. Vor allem ist es die Dankbarkeit der Patient:innen, die uns immer wieder entgegengebracht wird. Oft reicht schon ein Blick oder ein Lächeln, weil viele sich nicht mehr mit Worten bedanken können. Und es ist auch einfach schön zu sehen, wenn sich zum Beispiel das Laufen des Patienten von einem Tag auf den nächsten verbessert. Es sind die kleinen Fortschritte, die einen immer wieder prägen und mich auch freuen. Diese Momente geben mir Kraft und zeigen, wie wertvoll unsere Arbeit ist.
Es ist ein besonderes Gefühl, weil es in solchen Momenten vor allen Dingen auf ein schnelles und koordiniertes Handeln ankommt. Jeder Handgriff zählt und dabei merkt man, wie gut das Team zusammenarbeitet. Alle arbeiten auf ein gemeinsames Ziel hin. Das gibt einem unglaublich viel Energie und zeigt, wie wichtig diese Arbeit ist.
Es ist ein anspruchsvoller, aber sehr sinnvoller Beruf. Besonders auf der Stroke Unit erlebt man, wie viel Einfluss die Arbeit auf das Leben der Patient:innen hat und das motiviert sehr. Man sollte belastbar sein, gern im Team arbeiten und vor allen Dingen bereit sein, dazuzulernen. Ich denke, wer das mitbringt, findet auf jeden Fall nicht nur spannende Aufgaben, sondern auch eine Chance, etwas zu bewegen und persönlich stark zu wachsen.