8. November 2022
Jyotin Shah ist seit dem 1. März 2022 Senior Vice President Global Infrastructure bei Fresenius Digital Technology (FDT) und hat somit die Gesamtverantwortung für die Abteilung Global Infrastructure. Er kommt aus der Konsumgüterindustrie und hat viel Erfahrung in verschiedenen Rollen. Im Infrastrukturbereich sieht er sein Team als Treiber für Produktivität, Sicherheit und Agilität für die gesamte Fresenius-Gruppe und bringt völlig neue und frische Ansätze mit. Was hat sich seit seinem Einstieg verändert? Was sind die wichtigsten Projekte, für die er verantwortlich ist? Was erwartet er von seinem Team, und warum bezeichnet er sich selbst als „transformativ“? Lesen Sie das folgende Interview, um zu erfahren, was Jyotin zu all diesen Themen und mehr zu sagen hat...
Eine Menge! CIO Ingo Elfering hat eine ehrgeizige Vision für die Konzern-IT entwickelt, einige mutige Transformationsentscheidungen getroffen und Hunderte von Mitarbeitenden mobilisiert, um eine neue Arbeitsweise zu entwickeln. Kurz gesagt: Wir bewegen uns in Richtung einer modernen, architekturgeleiteten und zukunftssicheren Organisation, die die gesamte Ausrichtung von Fresenius verändern wird.
Das aktuelle Schlagwort in der Infrastruktur lautet Modernisierung. Die Infrastrukturtechnologie erfindet sich alle sieben bis zehn Jahre völlig neu. Wenn man nicht vorankommt, bleibt man auf so genannten technischen Schulden sitzen – auf Geräten, die mühsam zu bedienen und langsam sind, die mehr Kosten für Wartung und Reparatur verursachen, und die eine frustrierende Benutzererfahrung mit sich bringen – ganz zu schweigen von großen Sicherheitsgefahren. Das sieht man beispielsweise bei Smartphones – die lassen sich nach ein paar Jahren nicht einmal mehr updaten.
Unsere derzeitige Modernisierungs- und Transformationsinitiative wird uns in die nächste Generation von Technologie und auf Standards bringen, die wir in den kommenden zehn Jahren weiterverwenden können. Und innerhalb dieser zehn Jahre wird alles wieder neu erfunden werden. Es ist ein spannender Arbeitsbereich, denn die Technologie entwickelt sich ständig weiter. Wir müssen also Schritt halten und jetzt die richtigen Investitionen tätigen, damit wir im Markt mithalten können.
Eine unserer wichtigsten Initiativen ist das Cloud-Migrationsprojekt, ein gewaltiger technischer Schritt nach vorne für Fresenius. Unsere Vision ist, dass wir perspektivisch alle eigenen Rechenzentren abschalten und alle Anwendungen – SAP und alle anderen – in die Cloud verlagern.
Gleichzeitig schaffen wir die Voraussetzungen, um alle neuen Anwendungen direkt in die Cloud zu bringen. Bei der Transformation geht es also nicht nur um die Verlagerung von Daten, sondern auch darum, das Unternehmen für die Cloud fit zu machen. Wir müssen „Cloud first“ denken.
Die zweite große Initiative ist das Netzwerkprojekt, das ebenfalls unter der Maxime von Harmonisierung und Modernisierung läuft. Derzeit kaufen wir Netzwerkanbindung und Bandbreite über verschiedene Verträge mit vielen verschiedenen Anbieter in den einzelnen Ländern, und das alles auf der Basis von 10 Jahre alten Technologien. Wir mussten wirklich handeln.
Im Laufe dieses Netzwerkprojekts bewegen wir uns in Richtung Secure Access Service Edge (SASE) und SD-WAN, also softwaredefinierte Wide Area Networks. Damit können wir die Netzwerknutzung priorisieren und kontrollieren. So hat beispielsweise Microsoft Teams im Netzwerk oberste Priorität, da es den zeitkritischsten Datenverkehr ins Anspruch nimmt. Garantierte Konnektivität in großen Mengen von nur einem Anbieter zu kaufen, erhöht ebenfalls die Effizienz.
Das Ergebnis wird sein: stabilere Verbindungen, besserer Netzwerkschutz, einfachere Wartung und Support, Rund-um-die-Uhr-Monitoring und bessere Kontrolle, mehr Produktivität und geringere Kosten.
Ein weiteres Ziel ist es, unsere Mitarbeitenden noch produktiver zu machen. Benutzerfreundlichkeit und Produktivität sind entscheidend, egal, ob sie zu Hause oder im Büro arbeiten! Sicherer Zugang und sichere Infrastruktur sind weitere wichtige Ergebnisse, die für entspanntes Arbeiten sorgen werden. Das dritte und letzte Ergebnis sind höhere Geschwindigkeit und Flexibilität – weil wir ein leistungsstarkes Framework geschaffen haben. Das bedeutet, dass wir bei der nächsten Übernahme eines Unternehmens, es innerhalb von Tagen technisch integrieren werden können – statt wie bisher in Monaten.
Wir haben eine starke Belegschaft, die technisch sehr kompetent ist. In Sachen Einstellung wünsche ich mir Menschen, die keine Angst vor Veränderung haben und sich und ihre Arbeit gerne neu erfinden. Ich will ein ständig lernendes, selbstmotiviertes Team aufbauen, das sich im Grunde mit der gleichen Geschwindigkeit entwickelt wie unsere Branche.
Wir werden außerdem mehr Managementwissen brauchen, etwa mit Kompetenzen in Finanzmanagement, Servicemanagement, Kundenbeziehungen und Stakeholder-Management, Projektmanagement sowie Architektur und Strategie. Mit anderen Worten: Wir brauchen Leute, die die wichtigen Partnerschaften mit unseren strategischen Anbietern managen und die Transformation vorantreiben können.
Unser Führungsteam ist sowohl vielfältig als auch talentiert und wir befinden uns auf einem sehr spannenden Weg. Es steckt viel verborgenes Potenzial in unserem Unternehmen – etwa in der Optimierung unserer Systeme, Netzwerke und Sicherheit durch Skalierung. Gleichzeitig wollen wir das bestmögliche Erlebnis für die Nutzenden schaffen.
Meine größte Angst ist Stagnation, also bin ich lieber transformational – ich wähle den Wandel bewusst. Wem es im Stuhl zu bequem wird, den bringe ich dazu, aufzustehen und sich zu bewegen. Mit anderen Worten: Flexibilität ist ein zentraler Wert, den ich in die Abteilung einbringen möchte. Ich möchte ein inspirierendes Umfeld für Menschen schaffen, die gerne lernen und wachsen.
In dieser Phase der Transformation sind wir völlig transparent, wenn wir Fragen und Herausforderungen angehen. Bevor wir bestimmte Abmachungen getroffen hatten, konnten wir noch nicht alle Informationen weitergeben, was natürlich zu Unsicherheit führte und einen schlechten Beigeschmack hinterließ. Jetzt ist alles vollständig offengelegt, alles was wir wissen, haben wir mit den Teams geteilt. Wir sprechen offen über Aufgabenbereiche und Stellenbeschreibungen, über interne und externe Stellen, über unsere Partner:innen und die Möglichkeiten, die sie bieten.
Wenn es Probleme gibt, sprechen wir sie an, indem wir auf vielen verschiedenen Wegen offen kommunizieren: im direkten Dialog, in offenen Meetings, im Intranet, in Coffee Chats, bei Town-Hall-Meetings, per E-Mail usw.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir strategischer arbeiten und die Komplexität reduzieren müssen. Wir müssen die Entscheidungsbefugnis auf den richtigen Ebenen stärken und Vertrauen in unsere Qualität aufbauen.